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Wenn wir an Scheitern denken, dann denken viele von uns an Niederlage oder Verlust. Fehler zu machen, besonders in den deutschsprachigen Ländern, gilt als unerhört. Jeden Tag setzen die meisten Menschen alles daran, möglichst alles perfekt zu machen. Doch was ist, wenn die Schönheit im Scheitern verborgen ist?
Bist du schon du? Wie würdest du sprechen, wenn du so wärst, wie du wirklich bist? Was würdest du für Dinge tun? Halte kurz inne und stell‘ dir diese Fragen. Wie fantastisch wäre das denn bitte, wenn du so lebst und dich so verhältst wie es deinen inneren Wünschen und deinen Bedürfnissen entspricht – für dich und für andere?
Leider stehen wir in unserer Gesellschaft aber vor dem großen Problem, dass wir von klein auf in eine Box gezwängt werden. Uns anpassen müssen. Wir werden „erzogen“, um dieser Gesellschaft folgsame Bürger:innen zu sein. In Kindergarten und Schule lernen wir, dass jeder Misserfolg uns selbst zu einem schlechten Menschen macht. Später verharren viele Angestellte in Jobs, die schon lange nicht mehr zu ihnen passen. Toxische Beziehungen werden fortgeführt, obwohl diese schon lange mehr schaden als nutzen. Ein Loslassen von ungünstigen Situationen wird in unserer Gesellschaft mit einem Scheitern gleichgesetzt. Und Scheitern gilt besonders in den deutschsprachigen Ländern als besonders verwerflich. Tief in uns drinnen spüren viele jedoch, dass sie zu mehr bestimmt sind, doch trauen sie sich nicht, zu neuen Ufern aufzubrechen. Ihnen sitzt die antrainierte Angst vor dem Scheitern und einem Ausschluss aus der Gemeinschaft im Nacken.
Zum Scheitern stehen schafft inneren Frieden
Ich wünsche mir oft, dass wir in diesem Bereich mehr von den US-Amerikanern lernen. In den USA ist Scheitern völlig normal. Unternehmer:innen, die nicht mehrmals mit ihren Ideen an Grenzen gestoßen sind, diese wieder verwerfen mussten, gelten dort als „Niemand“. Bekannte Beispiele gibt es viele: Walt Disney etwa, der zwar keine weiterführende Schule besuchte, aber für sein Leben gerne zeichnete. Daraus entstand ein Mega-Imperium. Oder Bill Gates, der sein Mathematik-Studium an der renommierten Harvard University abbrach, um sich ganz seiner Firma zu widmen.
„Nur wenn du viel leistest, bist du auch etwas wert“, ist leider immer noch die vorherrschende These. Der Mensch als bewusstes Wesen und mit individuellen Fähigkeiten wird mit dieser Aussage jedoch gar nicht mehr wahrgenommen. Jede:r kann seinen Beitrag in Gesellschaft und Beruf leisten, wenn diese:r wieder in den Mittelpunkt allen Handelns gestellt wird. Nur wenn man sich kleineren Problemen und größeren Herausforderungen stellt, und notfalls auch scheitert, kann man daran wachsen.
Raus aus der Box – rein ins Leben
Wie Disney und Gates stand auch ich schon vor mehreren großen Herausforderungen: Schwieriges Elternhaus, Schulabbrüche, Verwerfungen im Lebenslauf und nicht zuletzt eine Burn-Out-Symptomatik, die mich für zwei Jahre komplett aus dem Leben warf. In all diesen Momenten baute ich jedoch wertvolle Ressourcen auf. Ich bin widerstandsfähiger gegen alltägliche Herausforderungen geworden.
Aber – und das habe ich gelernt – in jedem Scheitern liegt auch etwas Schönes. Nicht jede Entscheidung, die ich traf, war richtig und manche brachten mich auch schon an den Rand der Verzweiflung. Doch das, was danach folgte, war immer um ein Vielfaches herrlicher und sorgte dafür, dass ich zu mir selbst zurückfand. Denn in dieser Box, in der wir alle leben, ist es vielleicht gemütlich, aber sie entspricht nicht dem Idealleben des Menschen. Die Box ist ein Gebilde, das uns von unserem wahren Wesen trennt.
Hast du die Box einmal verlassen, dann willst du nicht mehr zurück. Dann möchtest du dein Leben in die Hand nehmen, es selbst gestalten und aus allen Zwängen ausbrechen. Du willst dann endlich du selbst sein.
Das Spiel des Lebens
Kinder leben völlig unbeschwert. Sie tun das, was ihnen Spaß macht. Was gibt es da bei dir? Was weckt in dir eine Leidenschaft, und wie könntest du diese heute umsetzen? Überlege dir, was du vielleicht loslassen musst. Setze dir kleine Ziele – zunächst für diese Woche, dann für einen Monat, für drei Monate, für ein Jahr. Ein Baby lernt schließlich auch nicht von heute auf morgen zu laufen. Ein Baby läuft, fällt hin, steht wieder auf und fängt von vorne an. Lerne, die Welt wieder durch die Augen eines Kindes zu betrachten. Alles ist eine Form des Spielens. Und wir alle sind in dem Spiel des Lebens die Protagonisten. Jeden Tag von Neuem.
Du findest bestimmt viele Ausreden dafür, warum du etwas nicht machen solltest. Aber ist das wirklich so? Oder sind das nicht vielmehr deine Gedanken, deine Ängste, die dich davon abhalten, endlich ins Handeln zu kommen und statt Ausreden eine Lösung zu finden, die zu dir und deinem Leben passt.
Ja, manches braucht seine Zeit – jede neue Gewohnheit, die du dir aneignen möchtest, etwa 8-12 Wochen. Gib‘ dir diese Zeit und sei geduldig mit dir. Aber nichts, aber auch gar nichts, rechtfertigt es, in einem Leben festzukleben, das nicht zu dir passt.
Long story short: „Sei du selbst! Alle anderen gibt es schon!“