Bärtierchen – ein höher entwickeltes Lebewesen?

Foto: Pete Linforth – Pixabay

Bärtierchen, oder auch Tardigrada genannt, sind faszinierende Lebewesen. Sie sind klein und doch robust. Extreme Hitze, extreme Kälte oder Strahlung – all das macht diesen Tieren nichts aus. Nicht umsonst forschen viele Wissenschaftler:innen an diesen Lebewesen, um die positiven Eigenschaften für den Menschen zugänglich zu machen. Doch auch aus spiritueller Sicht sollten diese Tierchen genauer betrachtet werden. Sind es höher entwickelte Lebewesen, oder gar Seelen oder Gottheiten, die unsterblich zu sein scheinen? Und was können wir als Menschheit von diesen Lebewesen lernen?

Über das Wesen der Bärtierchen

Eigentlich sind diese kleinen Tierchen, die in ihrem Aussehen einem Bären ähneln, im Wasser beheimatet. Deshalb werden sie manchmal auch als Wasserbären bezeichnet. Doch auch an Land gibt es verschiedene Arten von ihnen. Der Begriff Tardigrada stammt aus dem Lateinischen: tardi steht für langsam, grada für schreitend. Es sind also langsam schreitende Tiere. Oder auch Lebewesen, die achtsam und bewusst durch die Welt gehen. Es ist diese Achtsamkeit und das Bewusstsein für alles um uns herum, welches uns Menschen allzu oft in unserem hektischen und stressreichen Alltag verloren geht.

Doch was macht diese Lebewesen so besonders? Zum einen ist da die Tatsache, dass die wohl kleinsten „Bären“ in ihrer Anatomie dem Menschen nicht so unähnlich sind. So besitzen sie ein umfangreiches Nervensystem mit einem ähnlich zu uns entwickelten Gehirn und ein differenziertes Verdauungs- und Ausscheidungssystem. Zum anderen sind Bärtierchen dazu in der Lage, sich zyklisch an sich verändernde Umweltbedingungen, z. B. in den Sommer- und Wintermonaten anzupassen.

Sauerstoffmangel überleben manche Arten bis zu sechs Monate lang, niedrige Temperaturen und sogar (radioaktive) Strahlung kann ihnen nichts anhaben und selbst im Vakuum des Weltalls leben sie problemlos und kehren wohlbehalten auf die Erde zurück.

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Um Extremsituationen zu überleben, wenden die kleinen Tierchen verschiedene Methoden an, z. B. indem sie ihren Körper einrollen bis dieser zu einem „Klumpen“ wird. Diese „Klumpen“ sind mit einem lebenden Organismus nicht zu vergleichen. Von außen scheint es so, als wären sie schon längst verstorben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Lazzaro Spallanzani, ein italienischer Naturforscher im 18. Jahrhundert, sprach deshalb auch schon früh von der „Wiederauferstehung von den Toten“. Während uns diese außergewöhnlichen Fähigkeiten auf wissenschaftlicher Ebene verblüffen, eröffnen sie auch spannende Perspektiven für eine spirituelle Betrachtung. Können wir von diesen Lebewesen etwas über Resilienz und das Leben selbst lernen?

Vom Scheitern und der Fähigkeit, sich anzupassen

Resilienz bedeutet, sich an veränderte Lebensumstände oder -bedingungen anzupassen. Es ist die Fähigkeit, Herausforderungen nicht als Schwierigkeit zu sehen, sondern als etwas, an dem wir Menschen wachsen können. So wie die Bärtierchen ganz unterschiedliche Strategien entwickelt haben, um in veränderten Umweltbedingungen zu bestehen. Aus unserer menschlichen Perspektive betrachtet bedeutet das eben auch, dass Scheitern zum Leben dazugehört. Wir müssen das Scheitern wieder mehr zelebrieren.

Doch in unserer Gesellschaft, in der nur der zählt, der etwas leistet, ist ein Scheitern verpönt. Ganz besonders merken wir dies im beruflichen Kontext: Bewerber:innen mit einem Lebenslauf, der von vielerlei Umbrüchen und Veränderungen geprägt ist, werden von HR-Verantwortlichen bereits im Vorfeld ausgesiebt. Besonders in deutschsprachigen Ländern wird sehr viel Wert auf Qualifikationen, Berufs- und Projekterfahrung gelegt – natürlich alles nachweisbar. Wir definieren uns über unseren Beruf und vergessen dabei das Mensch-Sein, vergessen dabei, dass es doch die schwierigen Momente im Leben waren, die uns zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind. Wir haben Resilienz gewonnen und können fortan mit einer verbesserten Strategie uns veränderten Lebensumständen besser anpassen – wie die Bärtierchen.

Und was hat das mit mir zu tun?

Bei mir war es etwa das Aufwachsen in einem schwierigen Elternhaus, die Alkoholerkrankung des Partners meiner Mutter, Mobbing in Schule und später im Beruf. Ein überstandener Burn-Out. Sowieso eine angeborene Hochsensibilität. Mein Queersein, welches ich lange selbst vor mir verleugnet habe. Ich war mir lange Zeit nicht einmal im Klaren darüber, was denn nun meine Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle und Werte sind. Oder ich habe sie bewusst von mir weggeschoben, um Anerkennung bei anderen Menschen zu finden. In einem Elternhaus, das wenig Raum für das Sein, das wahre Wesen, und die eigenen Bedürfnisse lässt, bleibt keine Zeit, um die Frage „Was will ich eigentlich?“ zu beantworten und dann auch tatsächlich auszuleben.

Aber heute bin ich an einem Punkt, an dem ich gefestigt bin in meinen Werten und Bedürfnissen. Ich kenne mein Warum. Auch wenn ich nicht der klassische „High-Performer“ bin, der jede noch so kleine berufliche Erfahrung mit Erfolgen belegen und beweisen kann, so bin ich doch widerstandsfähiger gegen die alltäglichen Belastungen geworden. Ich lebe im Moment und weiß inzwischen, was und wer mir guttut.

Unser durcheinander geratenes Weltbild macht sich aber bereits in der Sprache sichtbar. Wenn wir von unserem Beruf sprechen, dann beginnen wir oft mit „Ich bin Erzieherin; Altenpfleger; Kauffrau; Hausmann“. Dabei vergessen wir, dass es nichts gibt, was wir sein müssen. Denn jenseits all dieser Rollen und Bezeichnungen liegt etwas, das unveränderlich bleibt: das reine Bewusstsein. Es erinnert uns daran, dass wir nicht unsere Arbeit, unser Geschlecht oder unser Status sind – wir sind einfach.

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